I ain't gonna be part of your system.

Donnerstag, 11. August 2011

Allein


Wie verloren stolpere ich durch den nassen Sand. Meine Ohren erfüllt vom dröhnenden Rauschen des aufgewühlten Meeres. Mein Sommerkleid ist durchnässt und klebt mir am Leib, meine Schuhe habe ich fortgeworfen, schon als ich den Strand betreten habe. Die Luft ist eisig und der Regen peitscht mir ins Gesicht, dabei ist doch Sommer. Es ist Sommer. Aber das Wetter scheint ein Spiegel meiner selbst zu sein. Eine gefühlte Ewigkeit schon scheine ich zu laufen. Und obwohl meine Füße schmerzen, meine Arme und Beine vor Kälte blau sind und ich am ganzen Leib zittere, kann ich nicht aufhören weiterzugehen. Ich kann einfach nicht mehr. Die Nähe geht mir unter die Haut, wie eine Rasierklinge. Die alten Narben zeichnen sich nun dunkel auf der bläulichen Haut meines Handrückens und Unterarms ab. Heiß laufen die Tränen über meine tauben Wangen. Es war alles zu viel geworden und vor allen Anderen war ich aufgestanden und hinausgelaufen. Hinaus auf den Deich, runter zum Strand. Seitdem laufe ich. Ich gucke nicht zurück. Es wird schon dunkel, aber ich will nicht zurück. Vor mir heben sich die Steine der Mulde schwarz vom immer dunkler werdenden Horizont ab. Es muss schon Stunden her sein, dass ich fort bin. Der Himmel beginnt sich violett zu färben und noch immer prasselt der Regen auf mich nieder. Ich habe die Mulde erreicht und beginne auf die Steine zu klettern. Dort oben bleibe ich und schaue auf das schäumende Wasser. Die Wellen prallen tosend auf die Steine und die Gischt schlägt mir ins Gesicht. Einen kleinen Moment lang glättet sich das Wasser und wieder kommt eine Welle. Immer wieder der gleiche Ablauf. Es ist wie mit dem Leben. Erst kommt die Hoffnung, dann der Schlag in die Fresse. Hoffnung, der Schlag in die Fresse und wieder die Hoffnung und wieder der Schlag in die Fresse. Nur noch der Mond glitzert auf dem schwarzen Spiegel unter mir. Der Regen hat nicht aufgehört, doch ich nehme ihn kaum noch wahr. Ich spüre meine Füße nicht mehr, mein Atem geht stoßweise, als wäre ich eine lange Strecke gerannt. Doch ich will nicht zurück. Ich bin allein.

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